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A review by melinum
Die Tuchvilla by Anne Jacobs
emotional
medium-paced
- Plot- or character-driven? A mix
- Strong character development? It's complicated
- Loveable characters? It's complicated
- Diverse cast of characters? No
- Flaws of characters a main focus? Yes
3.5
Also, zu sagen, dass es meine Erwartungen in der Hinsicht übertroffen hat, in der ich mir mehr als das, was die Serie Bridgerton zu bieten hat, erwartet habe, wäre eine Untertreibung. Kritikpunkte habe ich natürlich trotz überraschender Unterhaltung, die sich zumindest aus meinen Augen nicht wegfegen lassen:
Von ungefähr 25 bis 40 % des Buches, in meiner Rechnung von Seite 160 bis 280, tun sich einige Unstimmigkeiten auf, was die Erzählstruktur anbelangt, und die Frage stellt sich, inwiefern sie den Lesefluss stören. Da diese Unstimmigkeiten trotz Ankurbelung der Plotline nicht verschwinden, gehe ich folgend noch einmal genauer darauf ein:
Unter den Unstimmigkeiten fallen natürlich die Protagonisten und ihre variierenden Charakterzüge auf, vor allem aber die Porträtierung von Elisabeth, Katharina und die Annäherungen Pauls und Maries.
Von ungefähr 25 bis 40 % des Buches, in meiner Rechnung von Seite 160 bis 280, tun sich einige Unstimmigkeiten auf, was die Erzählstruktur anbelangt, und die Frage stellt sich, inwiefern sie den Lesefluss stören. Da diese Unstimmigkeiten trotz Ankurbelung der Plotline nicht verschwinden, gehe ich folgend noch einmal genauer darauf ein:
Katharina wird als schrilles, geladenes und vor allem unfassbares Naivchen vorgestellt, dem alle ledigen Männer zu Füßen fallen, sobald sie den Raum betritt. Sie ist gerade erst 18 geworden, und wir reden hier von Männern aus allen Altersklassen. Es fehlt die Auseinandersetzung mit diesem Thema und wird nur in nebensächlichen Kommentaren aufgegriffen (sinngemäß: "einen STATTLICHEN JÜNGLING mittleren Alters" – smh. Ich schaue dich an, Duchamps!).
Elisabeth ist mit Abstand eine der Figuren, der man hier die wenigste Aufmerksamkeit geschenkt hat, obwohl gerade sie fast schon unabdingbar eine Charakterentwicklung vollziehen müsste. Am Ende des Buches ist diese Frau verlobt und verhält sich so, wie damals meine 7-jährige Schwester, wenn man ihr zu wenig Aufmerksamkeit gab. Ihr Alter wird nie erwähnt, aber meine Schätzung basiert auf einigen flüchtigen Kommentaren, die darauf hindeuten, dass sie zu Beginn 20 und zum Ende hin 21 Jahre alt ist.
Paul und Marie, eieieiei. Es gab Stellen, an denen ich für beide gebibbert habe. Diese wurden jedoch schnell von einem Gefühl des Unwohlseins abgelöst. Die Art und Weise, wie Marie porträtiert wird, wie ihre Charakterzüge als "mütterlich" und "weise" verklärt werden, obwohl sie selbst gerade mal 18 Jahre alt war, als sie an der Tuchvilla eingestellt wurde, gibt mir solch ein mulmiges Gefühl, dass ich mich oftmals dabei erwischte, wie ich durch diese Paragraphen regelrecht flog. Paul und seine unbegründeten Wutausbrüche, die nie wirklich nach außen getragen wurden und die scheinbar auch gar nicht weiter erwähnenswert waren, wirkten auf mich sehr faul geschrieben. Auch dieser plötzliche Wandel der Gefühle wirkte abrupt, und ich verstand nicht, warum beide plötzlich von inniger Liebe sprachen – Paul sich sogar ermächtigte, Marie einen Heiratsantrag zu machen.
Ich empfehle das Buch vor allem Frauen über 20, einfach nur um keimende Gedanken wie "ach, so muss doch Romantik sein!" und "so sollte eine Frau/Mann sein!" direkt mit reflektierter Logik ersticken zu können.