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A review by muyelinh
Das Geheimnis der Konkubine / The Concubine's Tattoo by Laura Joh Rowland
adventurous
informative
mysterious
sad
slow-paced
- Plot- or character-driven? Character
- Strong character development? Yes
- Loveable characters? It's complicated
- Diverse cast of characters? Yes
- Flaws of characters a main focus? Yes
3.0
Edo, 1691. Die Hochzeitsfeier des obersten Ermittlers Ichiro Sano muss abrupt unterbrochen werden, als die Lieblingskonkubine des Shōguns einen qualvollen Tod stirbt. Schnell findet Sano heraus, dass die Todesursache nicht eine geheimnisvolle Krankheit ist, sondern eine Vergiftung. Warum musste die Frau sterben? Ging es um Eifersucht zwischen den Frauen des Herrschers, oder ist sogar die Familie des Shōguns selbst in das Verbrechen verstrickt? Und welche Rolle spielt diesmal Sanos Erzfeind, Kammerherr Yanagisawa?
Der vierte Teil der Ichiro Sano-Reihe, Das Geheimnis der Konkubine, kommt nur schwer in Fahrt.Die ersten 200 Seiten geht es nur um zwei Verdächtige, bei denen ich beiden das Gefühl hatte, dass sie nicht die Täter sein würden. Und meine Vermutung war tatsächlich richtig. Der Tatort ist der Innere Palast, und normalerweise liebe ich Geschichten über Intrigen und Palastränke. Hier habe ich aber das Gefühl, dass sich die Autorin eine Chance verpasst hat, denn die Verhältnisse im Palast werden zwar angedeutet, aber die Ermittler kommen nicht wirklich ran an die verborgenen Machtspiele, vieles findet dann doch außerhalb statt. Dennoch fehlt irgendwie die abenteuerliche Frische der ersten Teile, die mir immerzu "GEFAHR!" entgegenrief. Die Atmosphäre des Romans ist schwer und träge, geschwängert wie die dick parfümierte Luft der Konkubinengemächer.
Geschwängert ist hier überhaupt das Stichwort. Es wird gevögelt, was das Zeug hält. Sano ist jetzt verheiratet, aber auch die anderen Figuren lassen es ordentlich krachen - mit Auswüchsen, die von Voyeurismus über Pädophilie bis hin zu Vergewaltigung reichen. Für mich ein bisschen zu viel des Guten, auch wenn die Sexszenen nicht cringey sind, wie man das bei neueren Veröffentlichungen immer wieder hört.
Insgesamt ist dieser Band viel stärker sozialpsychologisch geprägt als die Vorgänger. Bisher war es meist Sano, den wir bei seiner Ermittlungsarbeit begleitet haben, Verdächtige hatten selten eine eigene Stimme, und wenn, dann ließen sie uns nicht hinter ihre Fassade blicken. Das ist diesmal anders, Seeleneinblicke und Rückblenden bilden hier einen wichtigen Teil des Krimis. Darunter leidet die Spannung zumindest ein bisschen.
Wie zu erwarten war, spielen Frauen eine wichtige Rolle. Und die Auseinandersetzung mit ihnen geht durchaus in eine feministische Richtug, insbesondere bei Sanos Frau Reiko. Dass das nicht historisch akkurat ist, geschenkt, es ist schließlich ein Unterhaltungsroman. Was mich aber gestört hat, war die stereotypische Darstellung von Männern. Diese sind entweder ausnehmend hässlich oder moralisch fürchterlich verkommen. Meistens sind sie beides. Und überdies ganz schlimme Lustmolche, die vor den oben benannten Perversionen nicht Halt machen.
Irgendwie muss die Edo-Zeit eine Zeit dauergeiler Lüstlinge gewesen sein. Sogar Hirata, der Gehilfe Sanos, degradiert sich selbst zum Anschmachter einer hübschen Frau. Ausgerechnet Hirata, der in Band 2 und 3 einen so rationalen, pflichtbewussten Gegenpol zu Sano gebildet hat, wirft alle moralischen Bedenken über Bord und begehrt eine Tatverdächtige. Ganz merkwürdig.Genauso unglaubwürdig die Tatsache, dass er alleine (!) einen Meisterspeerkämpfer, der im selben Buch zuerst ein Ditzend seiner Schüler fertigmacht und mehrfach zahlreiche Wachen bezwungen hat, besiegen kann. Come on!
Immerhin muss er diesmal nicht darum betteln, ermitteln zu dürfen. Diese Rolle kommt stattdessen Reiko zu. Was wäre diese Reihe auch ohne unnötige Verbote, die ein Fortkommen bei der Aufklärung behindern...
Ich weiß, das klang jetzt nach Rant und einem Stern, ist es aber nicht. Die Punkte stören mich zwar, aber es ist trotzdem ein solider Krimi mit stringentem Verlauf und sehr ansprechenden historischen Beschreibungen. Das Ende ist zufriedenstellend und durchaus spektakulär, wenn auch der Wow-Effekt, den ich bei der Enthüllung des Täters in Die Rache des Samurai hatte, nicht erreicht wurde. Es macht trotzdem Spaß, mitzurätseln und sich eigen Theorien zu überlegen. Im Gegensatz zum reichlich verworrenen Ende von Die Spur des Verräters ist das ein Fortschritt.
FAZIT
Auch wenn das Setting den Plot eher ausbremst als vorantreibt, ist das ein ordentlicher Roman, den man, wenn man die Reihe mag, schnell weglesen kann. LJR kann definitiv Historische Krimis schreiben, und auch wenn ich von ihr schon Besseres gelesen habe, denke ich, dass die kommenden Bände ohne diese Fokussierung auf Frauenrollen wieder spannender werden.
Der vierte Teil der Ichiro Sano-Reihe, Das Geheimnis der Konkubine, kommt nur schwer in Fahrt.
Geschwängert ist hier überhaupt das Stichwort. Es wird gevögelt, was das Zeug hält. Sano ist jetzt verheiratet, aber auch die anderen Figuren lassen es ordentlich krachen - mit Auswüchsen, die von Voyeurismus über Pädophilie bis hin zu Vergewaltigung reichen. Für mich ein bisschen zu viel des Guten, auch wenn die Sexszenen nicht cringey sind, wie man das bei neueren Veröffentlichungen immer wieder hört.
Insgesamt ist dieser Band viel stärker sozialpsychologisch geprägt als die Vorgänger. Bisher war es meist Sano, den wir bei seiner Ermittlungsarbeit begleitet haben, Verdächtige hatten selten eine eigene Stimme, und wenn, dann ließen sie uns nicht hinter ihre Fassade blicken. Das ist diesmal anders, Seeleneinblicke und Rückblenden bilden hier einen wichtigen Teil des Krimis. Darunter leidet die Spannung zumindest ein bisschen.
Wie zu erwarten war, spielen Frauen eine wichtige Rolle. Und die Auseinandersetzung mit ihnen geht durchaus in eine feministische Richtug, insbesondere bei Sanos Frau Reiko. Dass das nicht historisch akkurat ist, geschenkt, es ist schließlich ein Unterhaltungsroman. Was mich aber gestört hat, war die stereotypische Darstellung von Männern. Diese sind entweder ausnehmend hässlich oder moralisch fürchterlich verkommen. Meistens sind sie beides. Und überdies ganz schlimme Lustmolche, die vor den oben benannten Perversionen nicht Halt machen.
Irgendwie muss die Edo-Zeit eine Zeit dauergeiler Lüstlinge gewesen sein. Sogar Hirata, der Gehilfe Sanos, degradiert sich selbst zum Anschmachter einer hübschen Frau. Ausgerechnet Hirata, der in Band 2 und 3 einen so rationalen, pflichtbewussten Gegenpol zu Sano gebildet hat, wirft alle moralischen Bedenken über Bord und begehrt eine Tatverdächtige. Ganz merkwürdig.
Immerhin muss er diesmal nicht darum betteln, ermitteln zu dürfen. Diese Rolle kommt stattdessen Reiko zu. Was wäre diese Reihe auch ohne unnötige Verbote, die ein Fortkommen bei der Aufklärung behindern...
Ich weiß, das klang jetzt nach Rant und einem Stern, ist es aber nicht. Die Punkte stören mich zwar, aber es ist trotzdem ein solider Krimi mit stringentem Verlauf und sehr ansprechenden historischen Beschreibungen. Das Ende ist zufriedenstellend und durchaus spektakulär, wenn auch der Wow-Effekt, den ich bei der Enthüllung des Täters in Die Rache des Samurai hatte, nicht erreicht wurde. Es macht trotzdem Spaß, mitzurätseln und sich eigen Theorien zu überlegen. Im Gegensatz zum reichlich verworrenen Ende von Die Spur des Verräters ist das ein Fortschritt.
FAZIT
Auch wenn das Setting den Plot eher ausbremst als vorantreibt, ist das ein ordentlicher Roman, den man, wenn man die Reihe mag, schnell weglesen kann. LJR kann definitiv Historische Krimis schreiben, und auch wenn ich von ihr schon Besseres gelesen habe, denke ich, dass die kommenden Bände ohne diese Fokussierung auf Frauenrollen wieder spannender werden.