A review by silvae
Kurgast. Aufzeichnungen von einer Badener Kur by Hermann Hesse

3.0

So richtig Vorfreude auf's Altern empfindet man beim Lesen des »Kurgast«s leider nicht.

Hesse schildert ausführlich seine Ischias-, Nachbars-, Lebens- und Schaffenskrisen, prügelt sich mit einem Hirngespinst und geht ins Kino. Das Schlimmste ist, als er fast einen Gumminoppen auf seinen Gehstock gesetzt kriegt. Er fliegt hoch und fällt tief und wird sich letztenendes der Dualität des Lebens (ein Hin- und Herspringen zwischen Philistertum und Hedonismus) bewusst. Der klassische Hesse'sche Widerspruch lässt sich somit auch außerhalb seiner Fiktion wiederfinden, er wird in den letzten Seiten noch mal anerkannt und ausgearbeitet.

Der Kurgast ist amüsant, abstrus und irgendwie zeitlos. Ein gutes Geschenk für eine Person, die bald auf Kur geht, ist er aber wahrscheinlich nicht: Hesses damalige Frau, Ruth Wenger, nannte Teile des des Buches als einen Trennungsgründe.