A review by quietgrasshopper
Habe ich AD(H)S?: ...und wenn ja, was mache ich Gutes draus? by Dr. med. Astrid Neuy-Lobkowicz

informative

2.0

Gute Erklärung(en) aber kaum ADHS-freundliche Tipps/Strategien

Die Beschreibung einer ADHS ist sehr gut gelungen. Zudem wird ADHS entstigmatisiert und klar gemacht, dass man nicht "falsch" ist, nur weil man ADHS hat. 
Die Informationen zu Behandlung und die Tipps zum Umgang mit ADHS sind teilweise nicht mehr aktuell oder kaum brauchbar. Wer ADHSlern hauptsächlich Post-Its, mehr Selbstkontrolle und Disziplin empfiehlt, bekommt eher weniger mein Vertrauen. Mein Hauptproblem mit den "Tipps" und "Strategien" lässt sich schon anhand der von der Autorin verwendeten Metaphern aufzeigen: Die Symptome werden verniedlicht und als „Plagegeister“ dargestellt. Diese „Plagegeister gilt es laut der Autorin zu bekämpfen. Es fallen Formulierungen wie „Der größte Feind von Plagegeist XY ist …“. Das finde ich eine unfassbar kontraproduktive Herangehensweise, und ich war auch auf einer Suche nach einem Buch mit Tipps, mit meiner ADHS zu leben - nicht dagegen anzukämpfen. Diesen Wunsch hat das Buch nicht erfüllen können. 
Deswegen war ich sehr begeistert vom Anfang des Buches (Erklärung der ADHS), um dann zum Ende hin umso enttäuschter zu sein. 
Zusätzlich fand ich es etwas nervenaufreibend, dass Informationen immer wieder wiederholt wurden. Teilweise hat es sich angefühlt, denselben Abschnitt immer und immer wieder zu lesen. (Und damit meine ich nicht die kurzen Einführungen in einen Aspekt, der dann später detailreicher erklärt wurde.) An dieser Stelle hätte die Struktur des Buches besser umgesetzt sein können, wodurch das Buch entweder kürzer hätte sein können, oder mehr Platz für weiterführende wichtige Informationen oder Erklärungen gewesen wäre. 
Leider konnte ich das Buch nicht mit einem guten Gefühl beenden. Bei vielen Formulierungen oder Aussagen habe ich wirklich gestaunt, dass diese von einer Person mit ADHS kommen sollten, was teilweise verletzend war.