A review by jayecard
Der Koloss aus dem Orbit by Jacqueline Montemurri

3.0

[Because this is a German review copy, the review will be in German]

Herzlichen Dank an Netgalley für dieses e-Rezensionsexemplar!

tl;dr: Macht Spaß als Sci-Fi Action, aber so wirklich irgendwo hin führt es nicht.

"Der Koloss aus dem Orbit" folgt Dysti, einer drogensüchtigen Journalistin der Zukunft, die jahrelang über den riesigen über der Erde schwebenden Koloss berichtet hat - bis das Ding uninteressant wurde, und ihr nichts als eine nutzlose Platine im Hirn gelassen hat. Doch plötzlich erhält sie ein Angebot, dem sie wortwörtlich nicht widerstehen kann: Eine Reise zu dem Koloss, um herauszufinden, was wirklich dahinter ist. Die Antwort verfällt aber ganz anders als gedacht, und transportiert sie und den muskulösen Cyborg-Soldaten Xell in die Zukunft. Dort ist die Gesellschaft zerfallen, aber es gibt eine Reihe verschiedener "Kolosse", wo sich verschiedene Gemeinschaften gebildet haben - mit immer neuen Problemen.

Dysti und Xells actionreiche Reise durch die verschiedenen "Kolosse" hat ein paar interessante Ansätze - in den Charakteren, der Geschichte, und der Welt - aber so richtig will es dann doch wieder nicht. Die Charaktere landen in verschiedenen Gesellschaften und stellen schnell fest, dass mit jeder davon was nicht stimmt, so richtig darauf eingegangen wird dann jedoch auch wieder nicht. Und das fand ich besonders am Ende enttäuschend, denn das kam aus dem Nichts, und sagt nix über die Themen aus, die besprochen werden. Schon okay, dann ist es eben nicht "die Art" von Sci-Fi. Nur...mit dem Rest verhält es sich etwa gleich.

Die Charakterisierung, zum Beispiel, ist auch eher wackelig. Am Anfang wird an ein, zwei Stellen so stark drauf eingegangen, dass ich mich gefragt hab "Woher kommt das jetzt so plötzlich?", danach ist es wieder in den Hintergrund getreten. Es gab ein paar coole Ideen - Wie geht Dysti mit ihrer Drogensucht um? Sieht Xell sich mehr als Mensch oder Maschine? - aber das Buch geht (fast) nie über diese Grundideen heraus. Um fair zu sein: Es gibt schon coole Momente, in denen die Charakterisierung gut läuft. Aber dann sind diese Momente wieder um, und es plätschert wieder planlos durch die Gegend. Wer auf sexy muskulöse Cyborgs steht, wird sich an Xell sicher erfreuen, für mich war da eher weniger dabei.

"Coole Ansätze, aber geht nicht die ganze Strecke" bleibt schlussendlich das Thema des Buchs. Die zweite Hälfte dreht zwar nochmal auf, endet dafür in einem Blindgänger. Es war unterhaltsam, es war eine coole Reise, aber dann endet es, ohne zu erklären, wie die Charaktere tun, was sie tun, und schaffen, was sie schaffen. Der Stil ist in manchen Absätzen kreativ und cool, in anderen etwas chaotisch (aber nie so schlecht, dass es wahnsinnig gestört hätte). Die Welt hat Details, die mir sehr gefallen haben, aber nichts, was das Buch von anderen Werken wirklich abgegrenzt hat.

Fazit: Wer einfach nur bisschen Sci-Fi Action haben will, der ist hier gut bedient. Wer vom Mysterium des Kolosses angezogen wird, kann das Buch nach 50 Seiten zur Seite legen, denn danach wird der Koloss unwichtig. Spaß hat das Buch gemacht, aber irgendwie wars dann doch immer nur der erste Biss, und nie der Rest vom Kuchen.