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A review by loxeletters
Männer sterben bei uns nicht by Annika Reich
mysterious
reflective
sad
tense
- Plot- or character-driven? Character
- Loveable characters? No
4.0
Dieses Buch ist ein wunderbares Porträt einer komplizierten, toxischen Familie an Frauen, in der keiner unschuldig ist. Die Beziehungen der Protagonistin Luise vor allem zu ihrer Mutter und Großmutter, aber auch zu ihrer Tante, Cousine, und der Hausfrau, werden sehr schön herausgearbeitet.
Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln auf zwei Ebenen erzählt: zum Einen, die Beerdigung der Großmutter, die den Rahmen für das Buch bildet; zum Anderen, kurze Rückblicke sowohl auf die Kindheit der Protagonistin Luise als auch auf die nahe Vergangenheit. Dies ist grundsätzlich ein gut gelungenes Konstrukt. Da die Ebene der Beerdigung die ganze Zeit spannend bleibt, und die einzelnen Szenen der zweiten Ebene inhaltlich mehr oder weniger abgeschlossen sind, hat man als Leserin nicht das Gefühl, man würde lieber auf der einen oder anderen Ebene verbleiben.
Gleichzeitig ist es an vielen Stellen eher plump in seinen Übergängen/Einleitungen neuer Kapitel sowies auch in Verweisen auf andere Stellen im Text. Ein wenig Subtililät hätte hier gut getan, die Leserin ist ja nicht blöd. (Andere Rezensionen schreiben, das Buch betreibe zu viel "show" und zu wenig "tell". Während es richtig ist, dass viele Dinge nur vage angedeutet werden, sind mir tatsächlich einige Stellen negativ aufgefallen, an denen bestimmte Dinge doch einfach sehr plump gesagt werden, anstatt die Leserin selbst drauf kommen zu lassen.)
Auch das Ende fällt eher flach, stand doch die Option gegen die sich Luise entscheidet nie ernsthaft im Raum. Und das, wofür sich Luise entscheidet, bleibt vage und fast unverständlich - welche Mädchen will sie genau beschützen? Ihre Kinder? Das kommt total aus dem Nichts.
Ein weiteres Problem ist das Anwesen. Es wird in diesem Buch häufig personifiziert und ihm wird eine Anziehungskraft zugeschrieben, die mir nicht glaubhaft wurde. Um überzeugend zu sein, hätte man das mit mehr als drei Generationen dieser Familie, von denen bis auf zwei Frauen alle weg wollen, und am besten auch mehr als zwei toten Frauen belegen müssen.
Andererseits finde ich es sehr wertvoll, wie die Idee der fehlenden Solidarität unter den Frauen, das gegenseitige Misstrauen, und der ewige Wettkampf beschrieben werden.
Gewünscht hätte ich mir, dass die Geschichte des Anwesens und die Rolle der Familie in zweiten Weltkrieg, auf die immer wieder angespielt wurde, weiter verfolgt worden wäre. Immerhin ist dies auch eines der Dinge, die Luise vorenthalten werden. Es ergibt absolut Sinn, dass das so ist - doch im Rahmen des kathartischen Endes wäre eine Auflösung mMn angebracht.
Trotz allem habe ich das Buch gerne gelesen, denn die Familienverhältnisse waren wirklich schön konstruiert und so komplex, das ich bis zum Ende nicht weiß, für wen ich am meisten Mitgefühl habe.
Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln auf zwei Ebenen erzählt: zum Einen, die Beerdigung der Großmutter, die den Rahmen für das Buch bildet; zum Anderen, kurze Rückblicke sowohl auf die Kindheit der Protagonistin Luise als auch auf die nahe Vergangenheit. Dies ist grundsätzlich ein gut gelungenes Konstrukt. Da die Ebene der Beerdigung die ganze Zeit spannend bleibt, und die einzelnen Szenen der zweiten Ebene inhaltlich mehr oder weniger abgeschlossen sind, hat man als Leserin nicht das Gefühl, man würde lieber auf der einen oder anderen Ebene verbleiben.
Gleichzeitig ist es an vielen Stellen eher plump in seinen Übergängen/Einleitungen neuer Kapitel sowies auch in Verweisen auf andere Stellen im Text. Ein wenig Subtililät hätte hier gut getan, die Leserin ist ja nicht blöd. (Andere Rezensionen schreiben, das Buch betreibe zu viel "show" und zu wenig "tell". Während es richtig ist, dass viele Dinge nur vage angedeutet werden, sind mir tatsächlich einige Stellen negativ aufgefallen, an denen bestimmte Dinge doch einfach sehr plump gesagt werden, anstatt die Leserin selbst drauf kommen zu lassen.)
Auch das Ende fällt eher flach, stand doch die Option gegen die sich Luise entscheidet nie ernsthaft im Raum. Und das, wofür sich Luise entscheidet, bleibt vage und fast unverständlich -
Ein weiteres Problem ist das Anwesen. Es wird in diesem Buch häufig personifiziert und ihm wird eine Anziehungskraft zugeschrieben, die mir nicht glaubhaft wurde. Um überzeugend zu sein, hätte man das mit mehr als drei Generationen dieser Familie, von denen bis auf zwei Frauen alle weg wollen, und am besten auch mehr als zwei toten Frauen belegen müssen.
Andererseits finde ich es sehr wertvoll, wie die Idee der fehlenden Solidarität unter den Frauen, das gegenseitige Misstrauen, und der ewige Wettkampf beschrieben werden.
Gewünscht hätte ich mir, dass die Geschichte des Anwesens und die Rolle der Familie in zweiten Weltkrieg, auf die immer wieder angespielt wurde, weiter verfolgt worden wäre. Immerhin ist dies auch eines der Dinge, die Luise vorenthalten werden. Es ergibt absolut Sinn, dass das so ist - doch im Rahmen des kathartischen Endes wäre eine Auflösung mMn angebracht.
Trotz allem habe ich das Buch gerne gelesen, denn die Familienverhältnisse waren wirklich schön konstruiert und so komplex, das ich bis zum Ende nicht weiß, für wen ich am meisten Mitgefühl habe.
Graphic: Emotional abuse, Toxic friendship, and Classism
Moderate: Alcoholism, Death, and Grief
Minor: Sexual violence