A review by seabooksandvines
Deutsches Haus by Annette Hess

5.0

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ Die Auschwitz Prozesse in Frankfurt am Main 1963. Wir erleben sie durch die Augen von Eva, einer jungen Polnisch-Dolmetscherin, die den Zeugen der Greueltaten eine Stimme verleiht. Sie gerät anfangs eher durch Zufall an diesen Job. Sie ist naiv, hat sie doch noch nie von solch einem Lager gehört. Sie ist Kind der Nachkriegszeit und des beginnenden Wirtschaftswunders - man ist mit Wiederaufbau, Vergessen und Leugnen beschäftigt. So träumt sie anfangs vor allem von der baldigen Ehe mit dem gut betuchten Jürgen, bis der Prozess ihren Blick auf die Welt grundlegend verändert. Ihr wird bewusst, dass nicht nur die Täter sich schuldig gemacht haben, sondern auch die, die untätig geblieben sind, mitgelaufen sind und nicht die Stimme erhoben haben. Und sie muss erkennen, dass diese Menschen ihr näher sind als je vermutet und auch ihre Familie nicht frei von Schuld ist. Sie zerbricht fast an der Erkenntnis, dass es für das Geschehene keine Sühne oder Vergebung geben kann. Welch wichtige Message in diesen Zeiten der erstarkenden AfD.
Dieses Buch war hart, es hat mich richtig aufgewühlt und zugleich solch einen Sog entfaltet, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Annette Hess hat es geschafft hier ein schweres Stück deutsche Geschichte sehr lesbar und haptisch aufzubereiten. Die Drehbuchautorin ist hier deutlich erkennbar, die Geschichte entfaltet sich wirkungsvoll vor dem inneren Auge. Sie hat mich dazu motiviert das Thema mit den vorherigen Generationen erneut anzusprechen. Große Leseempfehlung!

*Werbung - Dieses Buch wurde mir freundlicherweise durch Netgalley als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt*