A review by sbbarnes
Monsieur Bonhomme et les Incendiaires by Max Frisch

4.0

Biedermann und die Brandstifter ist eines der bekanntesten Werke Max Frischs. Es verfolgt, wie Biedermann, ein reicher Unternehmer, und seine Frau Babette zwei Hausierer bei sich aufnehmen, obwohl alle davor warnen, dass als Hausierer getarnte Brandstifter die ganze Stadt in Gefahr setzen. Und warum nehmen die beiden diese Hausierer auf? Weil sie nicht wirken wollen wie schlechte Menschen. Schmitz und Eisenring schmeicheln sich einerseits ein und unterstellen ihren Gastgebern andererseits Unmenschlichkeit, wenn sie nicht so handeln wie das die Hausierer wollen. Diese Hausierer geben von Anfang an zu, Brandstifter zu sein - doch möchte Biedermann es nicht wissen und interpretiert es demzufolge als Witz.

Das Stück ist schwer zu verstehen; intransparent und irritierend, besonders das Nachspiel. Mir kamen da unwillkürlich Gedanken an die deutsche Nachkriegszeit und dem damaligen Mangel an Aufarbeitung der deutschen Schuld (das Stück erschien schließlich Ende der 1950er), aber eine klare Allegorie ist es auf keinen Fall. Dennoch muss man erlauben: Irritation kann auch gut tun. Es fördert das Nachdenken.

Ein Problem sehe ich allerdings: moderne Aufführungen dieses Stückes bergen die Gefahr, auf die Flüchtlingsfrage bezogen zu werden; besonders die Tatsache, dass die Aufnahme von Fremden im eigenen Haus zum Brand der ganzen Stadt führt, kann leicht als Metapher für die Aufnahme von Flüchtlingen gelesen werden, wenn man derart rechtsextremistisch gesinnt ist. Wenn das Stück, so wie ich es gelesen habe, anti-Rechtsextremismus gesinnt ist, müsste man sich durchaus Mühe geben, das in der Inszenierung klar zu machen.